Unsere Pferde fressen Heu vom „Mäc’ces“?

Alexandra Feix Blog Futter Quad

Eine Kundin fragte mich vor kurzem wegen einer Futterberatung für ihren Andalusier. Ein superschicker Kerl, aber aufgedunsen wie ein Schwamm. Und nichts hatte bisher eine Veränderung gebracht: Heu rationieren, Mineralfutter hochdosiert, Fressbremse für die Koppelzeit, mehr Bewegung. Und ständig die berechtigte Angst vor einer Hufrehe. Ich bat sie als erstes, eine Heuanalyse anzufertigen. Bisher hatte sie das nicht in Betracht gezogen, da sie ihr Heu von eigenen Wiesen bezieht und es zu einem geeigneten Mähzeitpunkt einbringen kann. Sie legt sehr viel Wert auf das Entfernen von Giftpflanzen, auf ihren Wiesen ist nur „Pferde-Heu“, also keine Grasmischungen, die für die Milchviehfütterung verwendet werden. Kann ja nix Zuckerreiches drin sein, hatte sie sich bisher gedacht. Oder???

Wir warteten beide sehr gespannt auf die Ergebnisse. Diese übertrafen unsere kühnsten Erwartungen …. Im Vergleich zu den Durchschnittswerten des Labors enthielt das „Pferde-Heu“ deutlich mehr Zucker (fast 13% je 1kg Trockensubstanz Heu, im Vergleich dazu lag der Durchschnittswert bei 10,3%) und umsetzbare Energie (7,2 MJ ME zu durchschnittlich 6,1 MJ) und weniger Eiweiß (nur 4% von 1kg TS Heu, Durchschnittswert der Ernte 2022: 4,6%). Ups… Spanische oder portugiesische Pferde vertragen karge „Stängel“ mit möglichst unter 6% Zuckeranteil. Nicht mehr als das Doppelte! Ihre Pferde hatten sich nur von Fast Food ernährt! Kein Wunder, dass bisher keine „Diätmaßnahme“ gefruchtet hatte.

Lass mal kurz rechnen…

Der Erhaltungsbedarf dieses 600 kg schweren Pferdes beträgt rund 63 MJ umsetzbare Energie, ME, täglich (nach Meyer/Coenen). Unser Spanier erhielt bisher 1,5 bis 2 kg Heu auf 100 kg Lebendgewicht, also 9 bis 12 kg Heu täglich. Dies entspricht einer Energieaufnahme von rund 65 bis 86 MJ ME. Damit ist der Grundbedarf von 63 MJ bereits bei 1,5 kg Heu bereits vollständig abgedeckt. Eine Stunde Schritt verbraucht 1,3 MJ, eine Stunde Trab mit etwas Galopp etwa 13 MJ (Pilliner, 1999). Damit müsste unser Spanier lange Strecken laufen, aber wir hätten zumindest einen kleinen Ansatzpunkt. Nun enthält das oben analysierte Heu sehr viel Zucker und wenig Eiweiß. Hohe Fruktan-Anteile (größer 6 Prozent) werden von den Barockpferden, insbesondere von den importierten Pferden aufgrund der nicht an hiesige Futterbedingungen angepassten Darmflora, sehr schlecht vertragen. Sie schwemmen auf. Demgegenüber benötigen sie ausreichend Eiweiß, gerade im Fellwechsel. Bei einem ausgewachsenen Pferd im Erhaltungsbedarf geht man von 365 g verdauliches Rohprotein täglich aus. Dieser Spanier bekommt täglich über das Raufutter rund 360 bis 480 g, was den Bedarf mehr als abdeckt. Das Problem liegt also im Zucker „vergraben“, der – auf die Heuportion gerechnet – bei rund 1.200 bis 1.600 g Zucker !!!! liegt.

Ein zuckersüßes Fazit

Mein Fazit und meine Empfehlung an dich: investiere in eine Heuanalyse inkl. Spurenelementen und Nährstoffen. Gerade bei stoffwechselempfindlichen, leichtfuttrigen Rassen wie Barockpferden oder Robustrassen kann eine Analyse des Heus, also des Grundnahrungsmittels Nummer 1, sehr aufschlussreich sein.

Das Heu der letzten Jahre, insbesondere aus 2022, ist extrem zuckerreich und demgegenüber recht eiweißarm. Zuckerreiches Heu wird sehr gern gefressen (Fast Food!!!), aber nicht gut vertragen. Dies solltest du in deiner Fütterung berücksichtigen. Gerade bei Heu-satt-Haltungen zeigen die Pferde kaum noch Fresspausen, sie nehmen schnell zu, entwickeln Kotwasser, Darmträgheiten oder schlimmstenfalls eine Rehe.

Auch in Pensionsställen lohnt sich eine Heuanalyse. Meist hat der Stallbetreiber diese vorliegen oder erhält diese vom Heulieferant.

In einem meiner nächsten Blogs kümmern wir uns um den Eiweißbedarf unterschiedlicher Pferdetypen und wie du ein „Zu viel“ oder „Zu wenig“ erkennst.

02. Mai 2023

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